Was für ein Wochenende!

Heute am frühen Nachmittag gehe ich mit meiner Schwester in einen Supermarkt am Innsbrucker Hauptbahnhof. Als wir beim überfüllten Eingang eintreten, höre ich einen Herren, wie er zu einer nebenan stehenden Dame Folgendes sagt, wobei er mit seinem Kopf zu uns zeigt: „Schau da, die Islamisten“. Ich hatte mich schon einen Schritt von ihm entfernt, als ich realisiere, was da gerade passiert ist.

„Das heißt bitte Muslime und nicht Islamisten. Das ist eine Unterschied.“ sage ich schockiert im Umdrehen. Die Dame daneben macht große Augen, wobei es wohl dem Herrn ganz egal ist, dass ich das jetzt auch gehört habe und etwas einwende. „Warum fühlen Sie sich denn angesprochen?“ fragt er auch noch ohne seine Tat zu bereuen. „Was wissen Sie denn schon über mich, dass sie mir so etwas unterstellen?“ sage ich und finde es sinnlos mit ihm weiter zu diskutieren und trete unter den Blicken von mehr als 20 Menschen in den Supermarkt ein. Ich bin wütend und enttäuscht zugleich. Dieser Mann kennt uns doch gar nicht, hat uns wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben gesehen und das Einzige, das er aufgrund unseres Äußeren erkennen kann ist, dass wir Musliminnen sind. Und dieser Mann zögert keine Minute um uns seiner Begleitung als „Islamisten“ vorzustellen oder auf diese Weise auf uns aufmerksam zu machen. Als mich diese Gefühle plagen, sage ich im Supermarkt laut: „Wie soll man sich denn in so einer Gesellschaft denn wohl fühlen?“ Einen Augenblick später fällt mir die Optikerin ein, die mich genau einen Tag davor so gut behandelt hatte, dass ich mich für den Satz schäme, den ich gerade von mir gegeben habe.

Denn die Optikerin in einer Miller Optik Filiale, die schon bei der Betreuung sehr nett war, hat mich in einen geschlossenen Raum gebracht, damit sie ungestört meine neue Brille einstellen kann. Dafür hat sie sogar einen Mitarbeiter, der in den Raum wollte, davon abgehalten, hereinzukommen. Doch es war der Satz, den sie daraufhin sagte, der mir den ganzen Tage ein warmes Gefühl gab: „Ich finde so etwas sollte respektiert werden“. 🙂

Als ich dann mein Kopftuch wieder zubinde, sagt sie auch noch: „Das ist Kunst, was sie da machen.“ Danke für ihre Herzlichkeit und danke, dass Sie mich auch heute davon abhalten, pessimistisch zu werden.

Jetzt sitze ich im Zug nach Wien und verfasse diese Zeilen in einem Gefühlschaos, in dem all das wieder in mir hochsteigt, was ich an diesen zwei Tagen erlebt habe. Oh Innsbruck, was für ein Wochenende voller Gefühlsturbolenzen, hast du mir da verschafft?

Ş.Ş.

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