Tage nach dem Weltfrauentag

Ich bemühe mich sehr, nicht gleich und unbedacht zu reagieren. Auch wenn es mich manchmal überkommt, so gelingt es mir sehr oft, sachlich an eine Sache heranzugehen. Schlicht aus dem Grund, dass ich an Lösungen interessiert bin und weniger an Polemik. Deshalb habe ich mal abgewartet und beaobachtet, wie diverse Gruppen auf den Weltfrauentag reagieren und was sie damit anfangen. Da ich Muslima bin, ist für mich auch der muslimische Umgang mit diesem Thema wichtig.

So bunt und vielseitig die österreichische Gesamtgesellschaft auch ist, so ist es ihr muslimischer Teil ebenso. Während Team Stronach Frauen ausnützte, um ihren Drang Waffengewalt in Österreich zu legitimieren zur Schau zu stellen, hat sich die SPÖ auch von ihrer allerletzten Glaubwürdigkeit verabschiedet. Der Frauentag sei ein „Fest“! Und Frauen, die das so sehen, sind fast ausschließlich weiß – auf ihrem Plakat ist nur ein „migrantischer Name“ zu lesen und auf keinen Fall ist ein Kopftuch zu sehen (!) – und entweder im Sozialbereich tätig oder Politikerin. Mir sind keine Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Bereichen, Hausfrauen, Krankenschwestern, Beraterinnen, Gastronominnen, Technikerinnen (Hauptsache es gibt das fiT-Programm!) oder Ingeneurinnen auf dem Plakat aufgefallen. Ich hoffe, die SPÖ-Frauen hatten viel Spaß dabei, als sie ihre Engstirnigkeit unter sich feierten.

Natürlich gibt es in der gesamtösterreichischen Gesellschaft auch mutige und positive Beispiele. Auf Mosaik schreiben eine Woche lang nur Frauen und das zu den unterschiedlichsten Themen! Ich wünschte, es gäbe auch auf muslimischer Seite solch einen Mut. Stattdessen wird ein „Happy Womens Day“ gewünscht und getanzt, nicht als Ausdruck von Widerstand, sondern weil gefeiert wird. Nur was wird gefeiert? Ebenso pervers finde ich, dass es Auszeichnungen für jene Frauen gibt, die ihrem persönlichen Leid mit der größten Geduld entgegen getreten sind. Ist das das Frauenbild, das wir unseren Frauen vermitteln wollen? Je geduldiger und leiser du bist, umso besser und umso eher bist du unserer Gesellschaft würdig?

Ja, das ärgert mich, denn ich sehe es als meine – auch religiöse – Pflicht an gegen jegliches Unrecht und jegliche Unterdrückung – egal gegen wen und egal von wem – entgegenzutreten! Und dann soll ich aber die Klappe halten und mein persönliches Leid in Ruhe ertragen? Entweder habe ich meine Religion falsch verstanden oder sie!
Nein, ich werde nicht den Mund halten! Ich werde tun, was ich tun kann und wenn es heute nur das ist, dass ich schreibe. Ich weiß, dass Veränderung bei uns selbst anfängt und auch Allah sagt, dass sich für ein Volk nichts ändern wird, solange es sich nicht selbst ändert. Ein chinesisches Sprichwort besagt „Selbst ein Weg von tausend Meilen fängt mit einem Schritt an.“. Mit diesem Eintrag habe ich für mich den ersten Schritt gesetzt, auf den noch viele weitere Schritte folgen sollen. Mit anderen Frauen, egal ob weiß oder schwarz, mit oder ohne Kopftuch, klein oder groß. Wenn schon Etablierte uns nicht vertreten können oder wollen, so müssen wir es erst recht in die Hand nehmen. Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann mußt du mit anderen zusammen gehen.“ In diesem Sinne hoffe ich, dass wir Frauen uns zusammen tun und gemeinsam unseren Weg zur Gerechtigkeit gehen. Und nein, Männer müssen keine Angst vor uns haben 🙂

Fatima Zehra

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