Noch immer bin ich wahnsinnig emotional aufgeladen! Seit der Demo am Samstag fühle ich mich irgendwie stark, gestärkt könnte man sagen. Ich habe die „Opferrolle“ der armen Kopftuchtragenden Muslimin hinter mir gelassen. Denn ich habe gesehen, nein, ich habe gespürt, gehört, dass die Herzen derer, die der Ungerechtigkeit entgegen blicken, im Einklang schlagen, wenn es darauf ankommt.
Ich weiß, dass die Frauen, die mich umgeben, ihre Kinder mit Liebe, Verständnis, Sensibilität und Hoffnung erziehen. Sie sind ein Vorbild für Ihre Töchter und ihre Söhne. Und was liegt dann näher für Ihre Töchter, als z.B. das Stück Stoff auf den Kopf zu tun. Ja, weil sie es schick finden, weil sie es der Mama gleichtun wollen. Es ist nur ein Tuch, das die Haare bedeckt. Für die einen bedeutet es Freiheit, bei anderen steht es für Unterdrückung. Ist es nicht ungerecht, wenn man seine Sichtweise der Welt, des Lebens, des Todes jemand anderem aufzwingt? Auch durch sogenannte „Integrationsmaßnahmen“, wie Verbote von Niqab, wird man niemals die Gedankenwelt eines Individuums verändern können. Im Gegenteil, nicht angenommen zu werden, ständig kritisiert zu werden, führt dazu, dass sich Gegengesellschaften noch massiver ausbreiten.
Wir leben zusammen, wir sind Menschen aus Fleisch und Blut. Lasst uns das Gemeinsame stärken und finden! Lasst Kinder heranwachsen, ohne dass sie sich ständig rechtfertigen müssen, sich ausgeschlossen fühlen. Egal ob mit Kopftuch, Pferdeschwanz, Locken, schwarzem Haar, blondem Haar,… Es sind Menschen, die ein Recht darauf haben, von der Gesellschaft angenommen und respektiert zu werden, in der sie aufwachsen!
Maryam Post-Gürol
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