Kein Job mit Kopftuch

Eigentlich wollte ich keine große Sache daraus machen.

Aber nachdem ich das Video von Adam Saleh mehrmals gesehen habe, bin ich wirklich sehr entsetzt und dies motiviert mich über ein Ereignis zu erzählen, was mir heute widerfahren ist.

Info: Adam Saleh und sein Freund wurden von Delta Airlines aus dem Flugzeug rausgebracht, weil sich ca. 20 Leute nicht wohl gefühlt haben, da er schlicht und einfach Arabisch gesprochen hat. Im Video ist auch zu sehen, dass nur einer sein Entsetzen zu Wort gebracht hat. Viele sahen schweigend zu, manche winkten ihnen fröhlich zu. Diese Menschen waren zufrieden, dass die beiden diskriminiert und ohne Würde und Respekt behandelt wurden.

Ich war auf der Suche nach einem Studentenjob im zahnmedizinischen Bereich und habe zufällig ein Posting einer Kollegin gelesen, und erfuhr dass ein Zahnarzt noch Unterstützung bräuchte. Ich habe ihn danach angerufen und gesagt, dass ich gerne arbeiten würde. Er hat mich sofort zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und mich dann später gebeten, meine Bewerbungsunterlagen zu senden.

Anfangs verlief das Gespräch ziemlich gut. Doch dann sagte er: „Du hast im Lebenslauf ein Foto mit Kopftuch, du bist jetzt auch mit Kopftuch gekommen, möchtest du das auch während der Arbeit tragen?“ Ich sagte ihm, dass ich es tragen möchte, es hindert mich ja nicht, meine Arbeit gut zu machen. Er fragte mich daraufhin, ob ich es absetzen könnte, denn er möchte keine sichtbaren religiösen Zeichen in seiner Ordination haben. Danach fragte er mich sehr genau, warum ich es trage. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich es aus religiöser Überzeugung trage. Es war eines der längsten Bewerbungsgespräche, die ich je hatte. Denn er erzählte mir, dass er Atheist ist, gut findet, dass Staat und Religion getrennt sind, dass der Islam gerade kein gutes „Ansehen“ in der Gesellschaft hat und er seine Patienten nicht damit „konfrontieren“ möchte und vieles vieles mehr. Ich habe meine Meinungen und Erfahrungen erzählt, seine Aussagen mit guten Beispielen und Gründen widerlegt und ihm auch gesagt, dass viele meiner Freundinnen auch mit Kopftuch arbeiten, und es nie Probleme gab. Er wollte sich noch Zeit nehmen, um darüber nachzudenken.

Als er mich zum Gespräch eingeladen hatte, wusste er nicht wie ich aussah. Hätte er mich überhaupt eingeladen, wenn er zuerst meinen Lebenslauf gesehen hätte? Ich weiß es nicht.

Ja, wir Frauen mit Kopftuch werden oft am Arbeitsmarkt diskriminiert. Ja, wir haben es schwer, weil wir immer unsere Sicht genau erläutern müssen. Nicht immer, aber immer öfter. Aber wir dürfen einfach nicht aufgeben, und unsere Ziele vor Augen halten. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Nachdem ich alle Ereignisse in den letzten Wochen nochmals reflektiert habe, ist es mir immer klarer geworden, dass etwas getan werden muss. Wir können es uns nicht mehr leisten, zuzuschauen, dass Hass und Vorurteile die Oberhand in unserer Gesellschaft gewinnen.

Bewegen wir etwas. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen.
Ich hoffe, jeder kann die richtigen Mitteln finden, um etwas zu verändern.
Denn wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.

Elif T.

Link zum Video von Adam Saleh
https://www.facebook.com/AdamSalehOfficial/videos/616048861921044/?pnref=story.unseen-section

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