Wir alle haben die Diskussionen rund um die Einstellung des Verkaufs von Helal-Fleisch bei Spar gehört.
Zunächst habe ich nach dem ganzen Wirbel festgestellt, dass ich persönlich nicht zu dem Fleisch gegriffen hätte. Einerseits macht man es als Konsument, Helal-Kleinbetriebern durch den Besuch im Großmarkt nur noch schwerer, erhalten zu bleiben. Andererseits erscheint mir auch das Zertifikat unter dem diese Produktlinie geführt wurde, fragwürdig. Jedoch weniger wegen der Betäubung, was in Österreich ja Pflicht ist, sondern unter welchen Umständen die Tiere leben müssen, die in so ein Sortiment kommen. Sicherlich unter schrecklichen, wenn das Fleisch zu einem Ausmaße produziert werden muss, den Anforderungen einer Supermarktkette gerecht werden zu können.
Allerdings habe ich es geschätzt, dass Spar bereit war, muslimische Kunden wahrzunehmen und versucht hat, ihnen ein Angebot zu machen. (Obwohl natürlich das Hauptmotiv „more cash, moneyyy!“ gewesen sein mag.) Als sie auf Facebook für das neue Angebot geworben hatten, war ich von dem ’shitstorm‘ von Muslimen jedoch auch nicht begeistert. Spar wurde beschimpft, Leute meinten, man könne das Fleisch wegschmeißen, weil es sowieso keiner kaufen würde.
Im Grunde genommen stand es also auf beiden Seiten unter Druck. Sie hätten es ja später aus dem Sortiment nehmen können, eben dann wenn es nicht so ein aktuell umstrittenes Thema gewesen wäre. Auch der Grund, dass die Nachfrage nicht so groß ist und die Produkte somit zu wenige Verkaufszahlen haben, erscheint mir persönlich legitim.
Das Schlimme an der ganzen Sache ist aber, dass sie gleich nachgeben mussten, sobald ein paar Kellernazi-Stimmen laut wurden, die nichts Besseres zu tun haben, als Tag und Nacht verschiedensten Firmen mit einem Boykott zu drohen (der letztendlich nie stattfindet wird).
Auch Merkur wurde attackiert, ist aber standhaft geblieben und hat es super überstanden. DM ist während der „Flüchtligskrise“ stark geblieben (nach Boykott-Aufrufen und einem mächtigem shitstorm gegen die Flüchtlings-Hilfspakete). Sie haben es überlebt und haben sich nicht unterkriegen lassen. Es geht auch nicht die Welt unter, wenn 40 Nazis drauf verzichten, bei einem einzukaufen.
Die Sache zeigt nur, dass SPAR kein Rückgrat hat und sich von jedem Nazi in eine beliebige Richtung biegen lässt. Wenn es irgendwann genug von diesen Leuten gibt, die aufschreien, dass Muslimen überhaupt der Zutritt in den Spar verboten werden soll, würde es dann heißen: „Wir sind schockiert über diese (unbegründeten!) Aufforderungen, Muslimen den Zutritt in unsere Filialen zu verweigern! Wir schätzen alle unsere Kunden aus den verschiedensten Kulturkreisen und Religionsgruppen. Wir haben dennoch Konsequenzen gezogen. Ein „Muslime verboten“ Schild wurde neben dem „Hunde müssen draußen bleiben“ Schild aufgebaut.“ ?!
In dieser ganzen Dramaturgie darf nicht die Rolle jener „Pseudo-Tierschützer“ vergessen werden, die durch ihre Drohungen den Anstoß zu dem Ganzen geliefert haben. Wer nicht ganz blind durch die Weltgeschichte läuft, wird Parallelen zu dem „Tierschutz im Nationalsozialismus“ erkennen, der missbraucht wurde, Juden in einem gesellschaftlich angespannten Klima noch mehr zu „dämonisieren“. Im Film „Der ewige Jude“ wurden Ausschnitte gezeigt, wo Juden eine Kuh nach koscherem Ritus schlachteten. Natürlich sah es grausam aus, aber so sieht jede explizite Szene zu dem Thema aus. Es ist genauso schrecklich, zuschauen zu müssen, wie das Gehirn einer Kuh weggeballert wird oder Hühner durch den Schredder gehen müssen. Es geht einzig und allein darum, Muslime (und Juden) zu „verunmenschlichen“ und dadurch den blinden Hass in der Bevölkerung zu verstärken.
A.G
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