Grab them by the Kopftuch

Gestern war internationaler Frauentag. Und wie jedes Jahr, hatte ich erneut das Gefühl, dass wir auch heuer wieder etwas weniger Grund zum Feiern hatten. Hierzu genügt es nur, sich das letzte globale Spektakel, den U.S. Wahlkampf und seinen Erfolgsslogan „grab them by the p****“ ins Gedächtnis zu rufen.

Welcome to 2017!

Das Naheliegendste, das man sich danach fragen kann, ist, wie ein Politiker, trotz offenkundiger sexistischer (und anderer rassistischer und xenophober) Äußerungen, überhaupt Wahlen gewinnen konnte? Oder punktet diese Art von Politik-Alphatier, wie ihn ein ungehobelter Trump in abgestumpftester Form verkörpert, etwa gerade deswegen bei den Wahlurnen?

Wirft man einen Blick auf die Alpenrepublik, erschließen sich einige ernüchternde, wenngleich unangenehme Antworten darauf.

So gibt es nichts, was in den letzten Wochen medial so ausgeschlachtet wurde, wie die Frage, wie viel Stoff sich Frauen anlegen dürfen und wie viel oder wie wenig Einblick vom weiblichen Körper, der Allgemeinheit zuzumuten ist. Ja, gestern war internationaler Frauentag. Und gerade gestern ist die Begutachtungsfrist eines Gesetzesentwurfes zu Ende gegangen, der ein Bewegungsverbot vorsieht für Frauen – wohlgemerkt Frauen, deren Kleidungsstil nicht den Normvorstellungen und Gewohnheiten der Mehrheitsgesellschaft entspricht.

Frauen gesetzlich für ihren, als unkonventionell angesehenen Kleidungsstil, aus der Öffentlichkeit verbannen? Ihnen Berufsverbote erteilen? Das haben doch bisher nur Saudi Arabien und der Iran geschafft! Und doch hat es in Österreich Nachahmung gefunden.

Offensichtlich unterdrückt nicht nur „der Islam“ Frauen.

„Welch infame Anschuldigung!“ höre ich eine Alice Schwarzer schon rufen. „Kleinen Mädchen wird es aufgezwungen!“ kontert sie. „Wir sind nicht mehr im 7. Jahrhundert!“ ruft ein atheistisch-islamischer Religionspädagoge, in dem das Feuer ideologischer Verklärung lodert. „Wir müssen unsere Werte verteidigen!“ knurrt das Politik-Alphatier mit Blick auf die nächsten Wahlen.

Die Frage lautet nun: Wollen wir uns wirklich von billigster Meinungsmache, einem dichotomen Bild, das Frauen einteilt in Anhängerinnen des „Westens“ vs. „Ostens“ und Sexismus zum Problem „der anderen“ erklärt, ausspielen lassen?

Dies sollten wir uns bis zum nächsten Frauentag wohl gut überlegen.

Nasfie Jonuzi

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